Countdown zur Fachtagung – Teil 1
Metallfeder oder doch ein Gummiband? – Offene Fragen zu Resilienz in Organisationen
Spätestens seit Corona ist der Begriff „Resilienz“ in aller Munde. In dieser Zeit wurde er vornehmlich auf den einzelnen Menschen angewandt und wurde meist als psychische Widerstandskraft definiert. Doch auch ganze Organisationen brauchen in Zeiten der Veränderungen, Transformation, bzw. des Wandels Resilienz. Das geht schon sehr deutlich aus einer Definition von Organisationaler Resilienz hervor. Nach Hartwig und Kolleg:innen versteht man unter Organisationaler Resilienz die „aktuelle Anforderung an die Arbeitsorganisation, auch unter dynamischen Umweltbedingungen als Organisation zu funktionieren.“ (Hartwig et.al. 2016, baua).
In der aktuellen VUKA-Welt (V=Volatil, U=Unsicher, K=Komplex, A=Ambig) mit ihren Krisen, Kriegen, sowie sich stetig verändernden Gesetzen, gesellschaftlichen Trends und technischen Neuerungen ist diese Anforderung eher die Regel als die Ausnahme. Kein Wunder also, dass wir als ABF uns entschieden haben, dieses Thema für unsere Fachtagung 2024 aufzugreifen.
Beziehen wir Resilienz auf Organisationen (wie Unternehmen und Betriebe), bietet das Thema sehr viele Teilaspekte, die zu bedenken sind. Oft genug berichten uns die Kolleg*innen aus den Betriebsräten, dass das Management von jetzt auf gleich beschlossen hat: „Wir machen jetzt Agiles Projektmanagement!“. Das kann jedoch genauso wenig von oben beschlossen werden, wie Organisationale Resilienz. Schließlich sind auch hier die Ebenen der Mitarbeitenden, die Ebene der Führung und die Organisationale Ebene insgesamt mitzudenken (Tirpitz et al.)
Der Begriff der Resilienz ist der Materialforschung entliehen. Dort bezeichnet er Stoffe, die nach extremer Spannung in der Lage sind, wieder ihren ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Ein Gummiband zum Beispiel ist unter bestimmten Bedingungen resilient. Doch eines scheinen Gummibänder, Organisationen und Menschen gemeinsam zu haben: „Je weiter ein Stück Gummi gedehnt wurde und je länger die Dehnung andauert, desto länger braucht das Material nach Entlastung, um sich wieder zu erholen.“ (https://www.chemie.de/lexikon/Gummi.html).
Viele Manager*innen scheinen jedoch zu denken, ihre Organisation sei eine Metallfeder. Diese vertragen sowohl „lang andauernde starke Dehnung oder Punktbelastung“, springen danach unmittelbar in ihren Ursprungszustand zurück und können wieder beansprucht werden. In Organisationen bedeutet das: Der nächste Change, die nächste Umstrukturierung folgt – selbstverständlich von oben verordnet – auf dem Fuße (Abteilungen werden outgesourct, Geschäftsbereiche zusammengelegt oder verschlankt) oder es soll schnellstmöglich zurückgehen zum gewohnten Prä-Krisen-Modus (z.B. plötzlich kein Home-Office mehr, Lagerbestände werden wieder knapper kalkuliert…). Beides belastet das System und die in ihnen beschäftigten Menschen immer stärker. (Hier fehlen mir Belege / Fallbeispiele sind ggf. vorhanden – ist mehr so ein ).
Dieses „Metallfederndenken“ von Organisationen ist durchaus verständlich. Denn richtige, große Metallfedern sind schon ziemlich stabil in ihrer Form und nicht leicht zu spannen. Ähnlich ist es bei Organisationen. Denn schon im Grundsatz des Wortes „Organisation“ ist eine gewisse Ordnung und damit auch eine relativ feste Struktur angelegt. Wenn etwas gut organisiert ist, dann läuft alles nach einem vorher festgelegten Plan. Das klingt nicht gerade nach dem flexiblen Gummiband, mit dem man schnell auf Umweltbedingungen reagieren kann.
Aus diesen Betrachtungen ergeben sich einige interessante Fragen, auf die wir in den folgenden Blogartikeln und natürlich auf unserer der Fachtagung eingehen wollen. Wie z.B.
- Wie können Organisationen das Unplanbare planen?
- Wie kann es im kapitalistisch – globalen Wettbewerb gelingen, einerseits resiliente Ressourcen für Krisen vorzuhalten und gleichzeitig effizient zu wirtschaften? Oder ist dies ein unvereinbarer Widerspruch?
- Wie können Kernprozesse der Organisation auch in Krisenzeiten aufrechterhalten und geschützt werden?
- Gummiband oder Ringfeder? In welcher Form helfen den Organisationen systematische Erholungs- und Lernphasen nach der Belastung?
- Welche Rolle spielt die persönliche Resilienz der Beschäftigten und Führungskräfte beim Grad der Organisationalen Resilienz?
- Wie sieht die Praxis einer resilienzzentrierten Führung konkret aus?
- Welche Management- und Diagnosetools gibt es, um den Grad der Resilienz von Organisationen zu regulieren und zu kontrollieren.
- Wie sieht eine resiliente betriebliche Mitbestimmung aus?
Wir freuen uns auf die Diskussionen im Vorfeld und auf Deine Meinung zum Kernthema unserer Fachtagung. Wenn Du etwas Konstruktives aus deiner Erfahrung beizutragen hast, bitte lass uns teilhaben! Gerne auch positive wie negative Fallbeispiele. Schreib uns bitte unbedingt eine Mail an abf@abfev.de
Übrigens:
Wenn du für dein Gremium oder deine Organisation ein Seminar oder eine Beratung zum Thema organisationale Resilienz wünschst, schreib an: kontakt@abf-consult.de